Sei nett! Und …

Hier ist mein Deal, um zur Stärkung unseres Gemeinwesens beizutragen:

Sei nett.

Ich habe eine größere Zahl dieser kleinen Aufkleber (Format A8) mit einer positiven, ungemein subtilen Botschaft. Schreib mir eine Mail mit deiner Postadresse an seinett at qccq.de*, dann schicke ich dir einen kleinen Stapel davon zu. Für umme.

Das Kleingedruckte: Die Aktion läuft nur, solange der Vorrat reicht. Der Rechtsweg ist – naheliegenderweise – ausgeschlossen. Die Adressen verwende ich für nichts anderes, gebe sie nicht weiter und lösche sie direkt nach der Aktion. Der Mail-Server steht in Deutschland. Du bekommst keine Antwort. Niemand verdient Geld mit dieser Aktion (naja, vielleicht die Post). Die Teilnahme verpflichtet weder dich noch mich zu irgendwas.

* die Teile der Adresse musst du passend zusammensetzen.

heise.de und das Tracking: Eine Fortsetzung (und zwei Workarounds)

imageVor ein paar Wochen ärgerte ich mich öffentlich über das Tracking auf der Webseite heise.de. Im Fokus stand bei mir die Doppelmoral, dass in den Publikationen des Verlags sehr prominent das Tracking kritisiert wird, während der Verlag selbst dazu eine ausgesprochen aggressive, aus meiner Sicht hochgradig benutzerunfreundliche und juristisch mindestens fragwürdige Haltung umsetzt.

Einen anderen Aspekt habe ich seinerzeit zurückgestellt, weil ich hierzu erst mal wissen wollte, was der Verlag selbst denn dazu sagt. In Kürze mein Kritikpunkt: Bestimmte Abo-Produkte des heise-Verlags enthalten Leistungen der Webseite. Dazu gehören die “Plus”-Abos, bei denen man neben dem gedruckten Heft auch die Online-Fassung und das Archiv im Web nutzen kann. Eine andere Form ist “heise+”, eine Art Online-Light-Fassung des Plus-Abos. Natürlich kosten diese Leistungen extra. Ich selbst habe sowohl ein herkömmliches Plus-Abo als auch Zugriff auf “heise+”.

Will ich nun aber als “besonders viel” zahlender Abonnent die Online-Leistungen meines Abos nutzen, so bekomme ich auf der heise-Webseite dazu die Tracking-Auswahl präsentiert. Also muss ich entweder das Tracking pauschal akzeptieren – oder noch mal ein zusätzliches kostenpflichtiges Abo abschließen. Es dürfte nicht verwundern, dass ich das nicht okay finde. Mit dieser Kritik habe ich den Verlag Anfang Februar konfrontiert und mit einer Frist um die Auskunft gebeten, wie ich als Abonnent die Leistungen, für die ich bezahle, nutzen kann, ohne mich dem Tracking auszuliefern.

Der Verlag hat sich nun bis Ende März Zeit genommen, mir zu antworten. Vor ein paar Tagen dann kam doch eine Stellungnahme, die insgesamt sehr unbefriedigend war, aber immerhin einen Workaround beschrieb. In der Sache tat man so, als habe sich ja gar nichts geändert, schließlich habe es ja schon immer Werbung gegeben, und leider, ja leider, wollten die Werbepartner nun mal Tracking einsetzen. Kann man so sehen, ich finde das sehr dünn argumentiert – zumal der Verlag danach beschönigend immer nur von einem Zugriff “mit Werbung” spricht und den eigentlich heiklen Punkt, das Tracking, galant verschweigt.

Der Workaround: Wer als Abonnent ohne Tracking auf die Online-Funktionen seines Abos zugreifen will, nutzt dafür den URL https://www.heise.de/magazine. Der lässt sich tatsächlich ohne Tracking-Banner öffnen (und hoffentlich ohne Tracking nutzen). Dieser URL ist aber auf der Webseite nirgends ersichtlich und wird anscheinend nur auf Nachfrage mitgeteilt. Naja. Kann man machen, aber wäre das jetzt nicht gerade der heise-Verlag, wäre es vielleicht sogar ein Fall für die c’t-Rubrik “Vorsicht Kunde” …

Und daher hier auch noch die Notwehr: Insgesamt habe ich mir angewöhnt, einfach auf heise.de zu verzichten, weil ich das Vorgehen nicht okay finde. Wenn es aber doch mal sein muss … dann gehe ich eben einen Weg, wie er in den heise-Magazinen auch empfohlen wird: Ich umgehe das Tracking selbst. Dazu öffne ich den “Inkognito”- oder “InPrivate”-Modus des Browsers. Dort kann ich dem Tracking dann “scheinbar” zustimmen, weil es wieder verschwindet, wenn ich den Browser schließe. (Ja, ich weiß, das ist keine 100-Prozent-Lösung … aber es schlägt für mich dem Verlag ein ausreichendes Schnippchen.)

Plusterwörter

Wenn wir Texte schreiben, neigen wir dazu, uns „wertvoll“ auszudrücken. Eine Technik, die dazu im Deutschen mit seinen langen Wörtern naheliegt, besteht darin, Wörter noch einmal zu verlängern. Dabei entsteht etwas, das ich gern als „Plusterwörter“ bezeichne: Ausdrücke, die sich künstlich aufblähen, damit sie größer, wuchtiger und beeindruckender erscheinen.

Der Nachteil solcher Plusterwörter ist ähnlich wie bei Gewürzen: zu viel ist zu viel, und das geht schnell. Ein „überwürzter“ Text ist dann oft schwer zu verstehen. Es kann so wirken wie Dampfplauderei, die mehr scheint als sie ist oder sogar etwas vertuschen soll.

Hier ist eine Liste typischer Plusterwörter mit Vorschlägen, wie man sie durch einfachere Ausdrücke ersetzt. Ich will damit nicht Sprachpolizei spielen und niemanden bloßstellen. Es geht um Hinweise, wie man den Grundsatz „weniger ist mehr“ (der erstaunlich oft zutrifft) mit einfachen Mitteln anwenden kann. „Plusterwörter“ weiterlesen

heise Online und das Tracking: Ist das noch Doppelmoral oder schon schlechtes Benehmen?

Der heise-Verlag, ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter*innen und dessen wichtigste Produkte ich sehr schätze, stellt sich in seinen Flaggschiff-Publikationen stets als Vorkämpfer für Datenschutz und Verbraucherbelange dar. Dass das Verhalten der verschiedenen Geschäftsbereiche nicht immer dazu passt, wird schon seit langem kritisiert. Seit Kurzem aber scheint das Unternehmen eine rote Linie zu überschreiten.

Das Webangebot “heise Online”, eine der reichweitenstärksten Webseiten in Deutschland, ist seit dem Jahreswechsel nur noch mit vorgeschalteter Auswahl erreichbar. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein besonders ausführliches Cookie-Banner, hat es auf näheren Blick in sich.

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Die Besucherin kann hier nämlich nicht wie bei anderen Seiten auswählen, welche Cookies sie zulässt. Hier steht nur die Wahl zwischen: sämtliche Tracking-Techniken pauschal und undifferenziert zulassen – oder ein kostenpflichtiges Abo abschließen, das im günstigsten Fall etwa 25 Euro und im weniger günstigen 60 Euro pro Jahr kostet. Der günstige Fall liegt zum Beispiel dann vor, wenn man eine der Zeitschriften des Verlags abonniert hat. Wohlgemerkt ist die Webseite dann nicht inbegriffen, sondern kostet noch mal extra.

Also einfach nur eine Paywall wie bei anderen Qualitätsmedien? Nicht ganz. Hier geht es nicht um den Zugriff auf Premium-Inhalte. Hier geht es um die ganze Webseite. Entweder akzeptiere ich also JEDES Tracking, das heise und seine Partner durchführen. Oder ich zahle einen richtigen Batzen Geld extra, auch als bereits zahlender Kunde. Oder ich lasse es ganz bleiben.

Bietet heise dann wenigstens “okayes” Tracking? Um das zu prüfen, darf man den “Privacy Manager” der Seite nutzen, der aber nicht nur kein Management zulässt, sondern auch nichts mit Privatsphäre zu tun hat. “Tracking Viewer” oder gleich “Stalker List” wäre wohl treffender. Und so finden sich auch US-Unternehmen unter den Trackern, die der DSGVO bekanntlich gar nicht entsprechen können. Dem soll dann die “Informierte Einwilligung” abhelfen, die die Besucherin per Mausklick pauschal erteilt. Erteilt sie? Nein, tut sie nicht, wie wir aus den Medien des heise-Verlags gelernt haben.

Aber darüber soll sich die Besucherin ja nicht aufregen, sie soll nur auf “Akzeptieren” klicken.

Was ich 2020 (dann doch) schön fand

Selten stimme ich in den allgemeinen Chor ein, der alles schlecht findet. Bei der Bewertung des Jahres 2020 bin ich aber dabei. Doofes Jahr, keine Frage.

Obwohl … vielleicht lohnt es sich, noch mal genauer hinzusehen. Meine kluge Ehefrau macht mich immer wieder darauf aufmerksam, wie hilfreich es ist, sich auf das Schöne und Gute zu besinnen. Und daher folgt hier mein völlig subjektiver Rückblick auf ein paar Dinge, die ich 2020 eben doch schön fand.

  • Die beiden Konzertbesuche bei der Antilopen Gang (Ende Februar) und bei Blond (Anfang März). Beide mit dem Gefühl, vielleicht könnte es der letzte in diesem Jahr sein. War dann ja auch so. Hat großen Spaß gemacht. Hervorragende Live-Acts.
  • Dass 100 Kilo Herz ihr neues Album ausgerechnet an meinem 50. Geburtstag veröffentlicht haben. (Woher wussten die das?)
  • Meine Geburtstagsfeier, die viel kleiner war als geplant, aber allen großen Spaß gemacht hat, weil wir so getan haben, als wären wir auf einem Festival.
  • Eine IT-Community-Konferenz Anfang Dezember (Azure Developer Community Day), die zwar auch nur virtuell war, aber trotzdem großen Spaß gemacht hat und zumindest einen Teil des Community-Gefühls aufkommen ließ. Anscheinend hatten alle Lust, das mit viel Liebe zum Detail funktionieren zu lassen.
  • Ein Sommer-Kurztrip nach Den Haag, als es zwischendurch möglich war. Coole Stadt.
  • Eine zunächst schwierige Situation, die sich innerhalb weniger Tage in eine riesige Chance verwandelt hat.
  • Endlich ein neues Album von den Ärzten.
  • Mehrere Heimwerker- und Renovierprojekte, die Spaß gemacht und funktioniert haben.
  • Die Klimademo von Fridays For Future auf der gesperrten Raschplatz-Hochbrücke. Welch eine Location für eine Demo!
  • Die unerwartete Nähe, die sich zu einigen Personen ergeben hat – wenn auch nur geistig.

Das ist nicht die ganze Liste. Es ist nur ein Ausschnitt, der für diese Form der Öffentlichkeit geeignet ist.

Und bei euch?

Atom + Virus = Revision

… oder: wenn zwei unbeherrschbare Risiken zusammenkommen

Dazu zitiere ich einfach mal .ausgestrahlt, deren Argumentation mich schlicht überzeugt:

imageDas öffentliche Leben steht quasi still. Die Atomindustrie dagegen will einfach weiter machen wie bisher: So sollen beispielsweise das AKW Grohnde ab 12. April und das AKW Lingen ab 8. Mai in die jährliche Revision gehen, obwohl dann für Wartungen und Reparaturen neben der Belegschaft rund 1.000 zusätzliche Arbeitskräfte aus dem gesamten Bundesgebiet und aus dem Ausland zusammen kommen.

Auf den Punkt gebracht hat das Problem Gerd Otten vom Elternverein Restrisiko Emsland: „Es kann doch nicht angehen, dass im öffentlichen Bereich der Kontakt von mehr als zwei Personen miteinander unter Androhung von Strafe verboten wird und gleichzeitig eine mehrwöchige Großveranstaltung mit über 1.000 Teilnehmern in Lingen durchgezogen werden soll.“

Die niedersächsische Atomaufsicht hat deshalb zu Recht Sicherheitsbedenken angemeldet. Es ist schlicht utopisch, den Kontakt von Menschen bei einer wochenlangen Großveranstaltung auf einem AKW-Gelände und in den umliegenden Gemeinden, in denen die Revisions-Mannschaften übernachten, so zu minimieren, dass das Risiko der flächendeckenden Verteilung des Virus ausgeschlossen werden kann. Eine Verschiebung von Revisionen verbietet sich. Die alten Reaktoren sind störanfällig und in Lingen müssen beispielsweise dringend die vorhandenen Risse in Rohren im Dampferzeugersystem überprüft werden.

Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies steht auf dem Standpunkt, dass die Bundesnetzagentur entscheiden müsse, ob die AKW für die Stromproduktion und die Netzstabilität tatsächlich systemrelevant seien. Doch Studien belegen, dass die Atomkraftwerke selbst in Zeiten obsolet sind, in denen der Stromverbrauch deutlich höher ist als zu Corona-Zeiten.

Mit einer ehrlichen Ansage der Bundesnetzagentur muss die Atomaufsicht jetzt handeln und die Revisionspläne von RWE und Co. zum Schutz der Bevölkerung untersagen und gleichzeitig das Herunterfahren der betroffenen AKW veranlassen.image

mehr:

[Atomares Business-as-usual in Krisenzeiten]
https://www.ausgestrahlt.de/blog/2020/03/25/atomares-business-usual-krisenzeiten/

Klima-Neutralität

Um zu verstehen, wie die CO2-Neutralität per Kompensation funktioniert, schaue man sich folgende Geschichte an:

Ein Mann mitteleuropäischen Aussehens geht an einem Spielplatz vorbei und sieht dort zwei Kinder. Eines der Kinder verprügelt er. Das andere lächelt er an, schenkt ihm einen Apfel und sagt: “Du bist aber ein feines Kind.” Es ist offenkundig, dass diese beiden Handlungen sich gegenseitig aufheben. Im Effekt hat also keines der beiden Kinder mit dem Mann zu tun gehabt.

Absurd? Eben.